Gewaltschutz in Münster

Informationen zum Thema Häusliche Gewalt

Dass Häusliche Gewalt kein Randgruppenphänomen, sondern im Querschnitt der gesamten Gesellschaft zu finden ist, belegen verschiedenen Statistiken. Der Mythos vom gewalttätigen, arbeitslosen Trunkenbold hat ausgedient. Die Gesellschaft muss sich mehr und mehr der Realität stellen, dass ein Mann, angepasst und erfolgreich, scheinbar mit beiden Beinen fest im Leben stehend, liebevoller Ehemann und treusorgender Vater auch Täter sein kann.

 

Freunde und Angehörige des Täters

Das bedeutet auch, dass bei Freunden oder in der Familie Häusliche Gewalt ein Thema sein kann.

Sprechen Sie den Täter auf Ihren Eindruck an, ohne ihn von Vornherein zu verurteilen, denn Sie kennen ihn ja auch ganz anders. So besteht am ehesten die Chance, ihn dazu zu bewegen, sein Verhalten zu hinterfragen und sich ggf. Hilfe zu holen.

Es ist wichtig die Häusliche Gewalt aus dem Dunkelfeld zu holen, das Thema zu enttabuisieren und nach Lösungen zu schauen.

 

FreundInnen, NachbarInnen und Angehörige des Opfers

Sie erfahren oft als erste von der Zwangslage, in der sich die betroffene Frau befindet. Für die Frau, die Gewalt erfährt, ist es von großer Bedeutung, dass Sie nicht wegsehen. Andeutungen und Auffälligkeiten können ein Hilferuf sein. Gehen Sie nicht darüber hinweg! In einer akuten Notsituation verständigen Sie bitte die Polizei!

Wenn Sie sich nicht sicher sind, was "normale" Streitigkeiten sind und ab wann Häusliche Gewalt vorliegt, können auch für Sie die Informationen über Formen der Gewalt hilfreich sein.

Die Situation des Opfers

Aus der Perspektive eines Außenstehenden erscheint die "Lösung" häufig einfach. Doch für das Opfer spielen zahlreiche Befürchtungen, Sorgen, Ängste und Hoffnungen eine Rolle, die von anderen oft weder wahrgenommen noch verstanden werden.

In Gewaltbeziehungen ist es geradezu typisch, dass die gefährdete Person das Geschehen sich selbst und anderen gegenüber verharmlost oder leugnet (vgl. Quelle: "Häusliche Gewalt und polizeiliches Handeln", S. 15).

Das Verhalten der Opfer erscheint aus Sicht eines Außenstehenden vielfach widersprüchlich. Häufig werden die Opfer von Tätern, aber auch von ihrem sozialen Umfeld unter Druck gesetzt, die Anzeige zurückzunehmen und sie zu entlasten.

In der Regel ist das Opfer hin- und hergerissen zwischen der Angst vor weiterer Bedrohung und Misshandlung sowie der Hoffnung auf Besserung des Täters. Die Situation des Opfers ist nicht so eindeutig, wie von außen angenommen: Stattdessen befindet sich das Opfer oft in einer zwiespältigen Situation. Es bestehen oftmals gleichzeitig Wünsche nach der Bestrafung des Täters und einer "intakten" Beziehung. Hinzu kommen wirtschaftliche Nöte und Ängste, wenn der Täter für das gemeinsame Einkommen verantwortlich ist. Die Opfer haben häufig die berechtigte Angst, dass die Gewalt bei einer Trennung vom Täter noch schlimmere Formen annimmt und endgültig eskaliert.

Die komplexe Zwangssituation der Betroffenen macht die Hilfe oft nicht einfach. Achten Sie bitte in jedem Fall den Wunsch der Frau, auch wenn er für Sie als Außenstehende nicht nachzuvollziehen ist.

Auf das Opfer eingehen

Es ist sicherlich für nahestehende Angehörige schwer zu ertragen, wenn eine Frau nicht direkt die Gewaltsituation verlässt. Aber nur sie kann die Entscheidung treffen, weil sie mit den Konsequenzen leben muss.

Selbst gutgemeinte Handlungsanweisungen können den Druck auf die Frau verstärken; erleichternd sind dagegen Angebote:

  • "Du kannst jederzeit zu mir kommen",
  • "Du kannst mich jederzeit anrufen"
  •  und der Hinweis auf professionelle Unterstützung.

Das Wissen, dass es jemanden gibt, an den sich das Opfer vertrauensvoll wenden kann, bietet in dieser schwierigen Situation wichtige Unterstützung und Sicherheit.

Bieten Sie auch an, dass das Opfer (mit den Kindern) zu Ihnen flüchten kann oder dass Sie sie im Notfall auch abholen.

Handlungsmöglichkeiten: Was kann ich tun?

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